234 | Aktienmärkte – blind oder robust?— Interview mit Antonio Sommese
Shownotes
Warum Börsen trotz Krisen Rekorde setzen
Sind die Märkte realitätsfern – oder antizipieren sie Produktivität, Anpassungsfähigkeit und globalen Anlagedruck?
Europa vs. USA im Fokus
- Europa: Infrastruktur, Energie & Sicherheit als Treiber.
- USA: KI-Wertschöpfungsketten und Produktivität als Wachstumsmotor.
Zinsen als Taktgeber
Fed und EZB formen Erwartungen – entscheidend sind Richtung und Kommunikation, nicht die Nachkommastelle.
Der stille Großtreiber
Weltweit wachsendes Vermögen sucht Rendite und stützt Aktien langfristig.
Konkrete Leitplanken für Anleger
- Investiert bleiben – mit Puffer.
- Global und faktororientiert streuen.
- Diszipliniert rebalancieren.
- Regionen differenzieren.
- Ertragsbausteine ergänzen – Qualität vor Story.
Moderation
DIALOG MODERIERT
Volker Pietzsch
Finanzstratege Antonio Sommese
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00:00:00: Ich bin Volker Pitsch, bei mir ist Finanzstrategie Antonio Sommese.
00:00:04: Ja, das
00:00:25: haben wir uns heute ja für den Titel überlegt.
00:00:27: Das ist die Fragestellung.
00:00:28: Können Märkte blind sein?
00:00:30: Da hole ich vielleicht noch mal ein bisschen auf.
00:00:32: Wenn man das Gefühl hat, da draußen gibt es ja nur Probleme.
00:00:34: Ukraine-Dauerthema, Gaza-Thema, Donald Trump-Thema, das sind ja alles eher so negative Informationen und Nachrichten, wenn man da auf die Wirtschaftswelt klickt.
00:00:44: Aber die Märkte, das ist ja das, was man sagt, wie bewegt sich so ein Dachsendau Jones?
00:00:49: Wie bewegen sich die Aktienmärkte?
00:00:51: Und dann gab es eine interessante Übersicht vor einiger Zeit, deswegen habe ich auch gesagt, die Folge nehmen wir mal blind oder robust, weil es ja hier darum geht, blendet der Markt, sprich, wenn man mal den deutschen Aktienmarkt, die Informationen aus, weil in Deutschland läuft es ja weniger.
00:01:06: Deutschland läuft ja nicht gerade, große Wirtschaftsaufschwung.
00:01:09: Und da muss man sich sagen, wir haben im Moment Relativ gute, stabile, teilweise auch Hochskurse, die darauf herkommen, dass man sich klar sein muss.
00:01:17: Es geht nicht, wo wir heute sind, sondern der Kapitalmarkt.
00:01:21: Guckt sich die Vorausschau und diese langfristige Ertragskraft an.
00:01:25: Und überlegt also, wo kann es und wird es im Zukunft Brut gehen, Volga?
00:01:30: Das würde jetzt aber für Robustheit sprechen, oder?
00:01:33: Das ist es auch.
00:01:35: Genau das ist es.
00:01:36: Es gibt natürlich auch strukturelle Probleme, wenn man zum Beispiel mal bleibt ein bisschen in Deutschland, weil das ja einfach für uns alle ist.
00:01:42: Wir gehen ja täglich durch das Land.
00:01:44: Die Automobilindustrie hat absolut strukturelle Probleme.
00:01:47: Aber auf der anderen Seite haben wir gesehen, Verteidigung und Rüstung boomt, dann das Thema Infrastruktur, Stromnetze, da muss unheimlich viel investiert werden.
00:01:54: Und deswegen gibt es so ein bisschen einen Punkt, wo man sagt, es gibt immer Bereiche, die interessant sind.
00:02:00: Und teilweise ist natürlich das Kapital draußen am Markt.
00:02:03: Und dann entsteht auch so ein bisschen ein Anlegerdruck, dass man Gelder hat, die man investieren will.
00:02:08: Jetzt
00:02:08: haben wir ja unterschiedliche Märkte.
00:02:09: Das heißt, die USA verhalten sich ja völlig anders als Europa.
00:02:13: Das
00:02:14: ist wohl richtig, ja.
00:02:15: Wir haben da ganz andere Themen.
00:02:17: Wir haben ja so ein bisschen das Thema Sicherheit und Verteidigungs.
00:02:21: Industrie mit Infrastruktur, was ich eben schon mal angedeutet habe in Deutschland, während die Amerikaner eher so ein bisschen das große Thema KI, Wertschöpfungskette sollen da ständig Rechenzentrum gebaut werden.
00:02:31: Und so sieht man, dass Europa ein bisschen beschäftigt ist, durch Leid der Ukraine mit sich selbst und mit dem Thema Verteidigung.
00:02:38: Muss ja auch, wir müssen natürlich gucken, dass wir uns aufstellen, nicht von irgendjemandem da aus im Osten überhand werden.
00:02:43: sind aber nicht unbedingt Themen, die ich zukunftsfördernd sehe, weil KI als Wertschöpfungskette zu sehen und zu sagen, was passiert da draußen?
00:02:50: Und das ist ja bei uns in jedem Alltag, in jedem Job, bei jedem privaten Handy hast du heute die App drauf und nützt die auch fleißig, was ich auch mache.
00:02:58: Du siehst, Amerika dominiert weiterhin das Thema Tech, KI-Wertschöpfungskette, Europa eher Sicherheit und Netzinfrastruktur, Stromversorgung.
00:03:07: Weil ich habe gerade so ein Bild, weil ich ein Artikel drüber gelesen habe, irgendwo in den USA entsteht, ein Rechenzentrum, das hat die Dimension einer Stadt, wenn man das ganz genau nimmt.
00:03:16: Also, ist schon ein Zukunftspotenzial, oder?
00:03:20: Sagen wir mal so, die Amerikaner sind ja immer ein Thema Gigantismus.
00:03:23: Angeblich hat Microsoft ein altes Atomkraftwerk gekauft und versucht es jetzt wieder aufzurüsten und ans Netz zu bringen.
00:03:31: muss man überlegen, dass ein Wirtschaftsunternehmen wie Microsoft ein eigenes Atomkraftwerk für seinen Stromverbrauch nehmen will.
00:03:38: Und so ein Atomkraftwerkwolker bin ich bei dir, kann er noch in der Stadt betreiben.
00:03:42: Das ist schon der Wahnsinn, was da passiert.
00:03:44: Manche sagen, vielleicht wird es auch wieder übertrieben.
00:03:46: Aber das ist ja oft so bei neuen Entwicklungen und wir müssen abwarten.
00:03:49: Natürlich ist es auch immer so.
00:03:51: ein bisschen die Frage der Thema Zinsentwicklung.
00:03:53: Sind die Zinsen niedrig, kann ich mich auch leichter finanzieren.
00:03:56: Wobei Microsoft, die nehmen Beispiel, ist wahrscheinlich auch die Portokresse bezahlt.
00:03:59: Das heißt aber, Europa ist eher so klassisch unterwegs.
00:04:03: Ja, Industrie, Infrastruktur und in den USA geht es um Tech und Produktivität.
00:04:09: Ja, fuck it, da hast du vollkommen recht.
00:04:11: Ja, das ist so, genau.
00:04:13: Okay,
00:04:13: und dann gibt es ja immer noch die politischen Akteure und die Notenbanken.
00:04:18: Welche Rolle spielen denn da die EZB und die FET?
00:04:21: Das ist ja ein Thema, das wir oft in dem Podcast haben, aber immer wieder besprechen müssen.
00:04:25: Ich sage das den anderen gerne auch, oder auch, wenn du mal selbst entscheidet bist.
00:04:28: Du musst gucken, wie Volker, wie du es gesagt hast, wie das politische wirtschaftliche Umfeld ist.
00:04:33: Und da haben wir natürlich in der Fed, in der amerikanischen Notenbarg, ein Taktgeber, der ja eine andere Ausrichtung hat wie die EZB, die Europäer.
00:04:42: Die Fed ist dafür da, dass die Wirtschaft läuft und die Arbeitsplätze da sind.
00:04:46: Während die EZB sagt, naja, was müssen wir tun, damit die Inflation tief ist?
00:04:51: Also wir haben auf der einen Seite das Thema Ankurbelung der Wirtschaft.
00:04:55: Deswegen sind die Amis auch so, dass die ehemalige Zinsen erhöhen.
00:04:58: Nach dem Motto, dann kann ich es auch wieder senken.
00:05:00: Während wir ja in den letzten zehn, zwanzig Jahren gesehen haben, dass die EZB da ein bisschen träge war, auch bei dem Thema teilweise Zinserhöhung.
00:05:07: Und so gibt es ein bisschen momentan in Amerika sogar Spielraum.
00:05:11: Wir haben auch die erste Zinssenkung jetzt gesehen.
00:05:14: Und Zinsseckungen sind auch immer wieder so ein bisschen ein Turbo für die Bewertungen, auch für die Tech-Bewertungen.
00:05:19: Während wir in Europa eher diese stärkere Beeinflussungen haben durch die Inflationsrate und das Damoklesschwert auch eher der Staatsverschuldung.
00:05:29: Das ist weiter ein hohes Thema auch in Südeuropa.
00:05:32: Wird es natürlich in Amerika auch, aber so hat man dann leicht unterschiedliche Ausrichtungen der verschiedenen Zentralbanken.
00:05:38: Von dir habe ich schon mal den Begriff Anlage Druck gehört und ich glaube, wir haben ja ziemlich ziemlich viele große Vermögen in der Welt und die wollen natürlich alle Rendite.
00:05:48: Genau,
00:05:49: das ist es.
00:05:52: bei uns von der Haustür guckt, Generation der Erben.
00:05:55: In den nächsten drei Jahren werden wahnsinnig viele Vermögen weitergegeben, sei es Immobilien, Kapital, Wertpapiere.
00:06:01: Und dieses Vermögen, das erzeugt einen gewissen Druck, auch beispielsweise, wenn ihr Versicherungskonzerne Beiträge einnehmen.
00:06:07: Das heißt, das heißt, das heißt immer wieder ein Zulau von Kapital.
00:06:10: Und dieses Kapital sucht natürlich Geldanlagen.
00:06:14: Und so hast du an der Börse oft so ein bisschen, weil ich werde dir oft gefragt, wieso geht das langfristig nach oben?
00:06:20: Ja, weil immer, wenn es eine Delle gibt, ist ja dieses freie Kapitalfolge, das du dir jetzt recht gesagt hast, dann da und geht dann oft rein, nutzt auch mal Rücksetzer.
00:06:29: Und das ist eigentlich diese Anlage druckes Grund, dass sie erstmal positiv für die Märkte.
00:06:33: Okay, was bedeutet das jetzt für uns Anleger?
00:06:36: Ja, gut, für uns Anleger haben wir ja mal gesagt.
00:06:39: Hallen wir so sechs Punkte ein.
00:06:41: Im Grunde geht es ja immer darum, du musst investiert sein.
00:06:44: Also nach dem Motto, ich verkaufe jetzt alles, setz mich an die Seitenlinie, hab' ne hundertprozentige Legität und dann steigt der Markt doch.
00:06:50: Also du musst investiert sein.
00:06:52: und diese Liquiditätsreserve, die du auch haben solltest, um mal nachzukaufen, die sollte aber vielleicht nur zehn bis zwanzig Prozent sein.
00:06:59: Also da ist der Punkt ganz klar, investiert bleiben mit Puffer.
00:07:03: Der zweite strategische Ansatz ist ganz klar, immer breit streuen, global.
00:07:09: auch mal gucken, ob es weltweit eine Kombination aus diesen haben wir ja auch schon gemacht.
00:07:13: Du weißt ja Value und Growth, kaufe ich Qualitätsaktien, Dividendenaktien, Substanzaktien in dem Sektor oder gehe ich auch mal in Themen rein.
00:07:22: Dann der dritte Punkt, der oft so ein bisschen vergessen wird bei den Anlegern ist, bin ich diszipliniert, mein Rebalancing zu machen.
00:07:28: Das haben wir ja auch schon.
00:07:29: Ich mache immer das Beispiel.
00:07:30: Ich habe jetzt zwanzigtausend Euro und ich kaufe fünf Aktien nach viertausend.
00:07:34: Dann muss ich halt gucken, ob eine Aktien nach oben weggeht.
00:07:37: sich vielleicht verdoppelt und andere nicht.
00:07:39: Weil wenn du keinen Rebalancing machst und sagst, ich führe das wieder zurück, dass ich sage, ich will ja in jeder den selben gewichteten Punkt haben, sprich in meinem Beispiel, zwanzig Prozent Proposition entstehen sonst Klumpenrisiken.
00:07:52: Wenn dieser Klumpen dann am Ende nicht läuft, ist die Performance wieder im Weg.
00:07:56: Ich halte
00:07:56: es für einen der schwierigsten Punkte übrigens.
00:07:58: Das tatsächlich, weil ich habe es gerade wieder in mein Leben, wenn dann irgendetwas einen Kurssprung nach oben macht und du hast diesen schönen Wert da stehen, dann fällt es im ersten Moment einem auch schwer, sich davon zu trennen und das wieder einfach runterzufahren.
00:08:12: Ich halte das wirklich für einen ganz wichtigen Punkt.
00:08:15: Du, das ist auch emotional am schwersten.
00:08:18: Das ist ja ganz klar.
00:08:19: Das haben wir ja auch in den Kryptowofen-Gemeinden so.
00:08:21: Ich meine, der darf das vergessen.
00:08:22: Da gießen wir von zehntausende Bildkorn auf sechzigtausend.
00:08:25: Und dann haben wir gesagt, super Klasse geht auch auf hundert, aber dann ist er erst mal zurück auf dreißig.
00:08:29: Die meisten vergessen immer, es ist kein Lineare, es ist kein Strich, der nach oben geht.
00:08:33: Aber Klumpenrisiken heißt ja nett, dass ich alles verkaufe, sondern einfach Abschöpfung mache.
00:08:37: Kommen wir zum vierten Punkt, das ist ja immer noch die Frage, gehe ich in Regionen, differenziere ich halt in die sogenannten Industrie- und Schwellenländer.
00:08:44: Warum nicht auch mal so ein bisschen Schwellenländer beibringen?
00:08:47: China hat ja immer noch den Status eines Schwellenlandes, wobei sie mir ehrlich ist, ist es ja nicht.
00:08:52: Indien eigentlich ähnlich, das sind für mich eigentlich keine Schwellenländer mehr.
00:08:55: Aber wenn man das halt Schwellenländer versteht, kann man auch sagen, Mensch, soll man in diese Regionen nicht reingehen.
00:09:02: Und ein weiterer Punkt, den wir als Fünften nennen können, ist, man nimmt vielleicht auch mal defensivere Bausteine.
00:09:08: Das sind Dividendenforce oder Dividenden ETFs.
00:09:10: Du weißt, wir haben eine eigene Strategie gebaut dafür.
00:09:14: Mit dem Dividendendepot, wo wir sagen, das Chancen-Risikoprofil ist dann einfach robuster.
00:09:19: Weil das sind Aktien, die ja im Prinzip unabhängig agieren können, weil sie einfach eine gute Marktstellung haben.
00:09:24: Oft ist das auch ein Gesundheits- und Lebensmittelfarmabereich.
00:09:27: Das sind oft starke Dividendentitel.
00:09:29: Ja, und am Ende können wir vielleicht als sechsten Punkt noch sehen, die Qualität.
00:09:35: Das heißt, das ist ein Thema gehypt und auf dem Motto jetzt muss ich da rein unbedingt, weil es läuft.
00:09:40: Oder hat das Unternehmen, wenn ich im Einzeltitelsektor bin, überhaupt ordentliche Bilanzen, kann seine Preise festsetzen?
00:09:48: Also auch die Auswahl der Unternehmen spielt eine Rolle mit soliden Bilanzen.
00:09:52: Und da hast du natürlich das große Problem, dass im Fortschrittssektor, in einem Artec oder Innovationen, die da sind, selbst dieses Flugtaxi aus München, wo wir mal gesehen haben, ja, das jetzt wieder in der Insolvenz ist, wo man sagt.
00:10:06: Da ist natürlich noch zu viel Fantasie und da hast du natürlich keine Solidobilanz.
00:10:10: Aber wie sage ich immer, das eine muss ja das andere nicht ausschließen.
00:10:14: Gute
00:10:14: Leitplanken, um einfach, wenn die Emotionen vielleicht mal überhand gewinnen, entsprechend Orientierung zu haben.
00:10:21: Ja, würde ich auch sagen.
00:10:22: Und wer mag, kann gerne unseren Wissensblock auf unserer Website oder unseren Newsletter abonnieren oder auch gerne mal wieder, das machen wir zu wenig Folger, gebt uns doch gerne fünf Sterne, wenn's passt, bei Apples, Spotify oder wo auch immer hier den Podcast hört und schaut auf unsere Website, unsere Instagram-Kanal, dann kann mir dir gerne mitbekommen, was in der Firma so mäßig ein Kollegen so los ist.
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